Auch in der Freiwilligenarbeit gibt es Grenzen, diese verlaufen auf unterschiedlichen Ebenen und sind teils fliessend. Dies kann es schwierig machen, die Grenzen zu erkennen und korrekt zu handeln. Eine systematische Aufstellung der Grenzen kann wie folgt aussehen:
Grenzen auf individueller Ebene
Freiwillige bringen sowohl Zeit als auch spezifische Kompetenzen mit. Überbelastungen können bei Freiwilligen auftreten, einerseits wenn sie sich zeitlich zu viel aufbürden oder ihnen von der Organisation zu viel aufgebürdet wird, andererseits wenn die Aufgabe ihre Kompetenzen übersteigt.
Weitere Grenzen auf individueller Ebene können ein freiwilliges Engagement vorübergehend erschweren oder gar dauerhaft verunmöglichen. So sind Personen, die psychisch angeschlagen, suchtmittelabhängig, geistig oder körperlich beeinträchtigt sind oder zu verbaler oder physischer Gewalt neigen, möglicherweise nicht imstande ein Engagement pflicht- und verantwortungsbewusst zu gestalten, was sich auch negativ auf die Begünstigten auswirken kann (vgl. Studer/von Schnurbein 2013: 41). Die Personen, die für die Freiwilligenkoordination zuständig sind, müssen in solchen Fällen möglichst schnell reagieren.
Ein weiteres Thema auf individueller Ebene sind Grenzverletzungen. Hier ist zu unterscheiden zwischen unabsichtlichem Überschreiten von fachlichen oder persönlichen Grenzen und bewussten Übergriffen, die trotz Widerstand der Betroffenen ausgeübt werden. Hier sollte von zuständigen Personen genau hingeschaut und wenn nötig Massnahmen eingeleitet werden. Mehr dazu unter Rechtliche Fragen.
Grenzen auf organisatorischer Ebene
Freiwilligenarbeit ist kein Mittel um Kosten einzusparen. Es kommt teilweise vor, dass Freiwillige dieselben Aufgaben übernehmen wie bezahlte Angestellte. Freiwilligenarbeit soll bezahlte Arbeit aber nicht konkurrenzieren, sondern sinnvoll ergänzen. Grundlegende Arbeiten in einer Organisation sollten deshalb stets von bezahlten Angestellten übernommen werden.
Daneben stellen sich auf organisatorischer Ebene Fragen nach der maximalen Anzahl von Freiwilligen und Grenzen in den Einsatzmöglichkeiten. Wie viele Freiwillige können mit den vorhandenen Ressourcen begleitet, weitergebildet und betreut werden um qualitative Dienst-leistungen anzubieten? Welche Dienstleistungen können und sollen mit Freiwilligen angeboten werden und wo muss Professionalisierungstendenzen nachgegeben werden? (vgl. Studer/von Schnurbein 2013: 40, 41).
Ausserdem können sich auch rechtliche Fragen stellen, mehr dazu finden Sie unter Rechtliche Fragen.
Grenzen auf gesellschaftlicher Ebene
Freiwilligenarbeit soll nicht die Aufgaben des Staates übernehmen. Ob bei der Integration von Migranten und Migrantinnen oder bei der Betreuung von älteren Menschen, es ist wichtig eine Grundsatzdiskussion darüber zu führen welche Arbeit bezahlt wird und welche nicht und klare Grenzen zu ziehen zwischen Freiwilligenarbeit, staatlichen Aufgaben, professioneller Arbeit, Zivildienst usw. (vgl. Studer/von Schnurbein 2013: 39-40).